Bootstrapping vs. Risikokapital: Welcher Weg ist der richtige für Ihr Start-up?

Laurent Decrue
Laurent Decrue
Co-Founder & Co-CEO / CFO at Holycode

Die Finanzierung Ihres Startups ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die Sie treffen müssen – starten Sie mit eigenen Mitteln und behalten die volle Kontrolle oder nehmen Sie Risikokapital für eine schnelle Skalierung in Anspruch? Jeder Weg hat Vor- und Nachteile, die die Zukunft Ihres Unternehmens prägen werden. Lassen Sie uns die Optionen genauer betrachten und Ihnen bei der Entscheidung helfen.

Holycode team in a meeting about investments

Die Entscheidung zwischen Bootstrapping und Risikokapital ist nicht nur eine Frage des Geldes – es geht auch um Kontrolle, Geschwindigkeit und langfristige Visionen. Bootstrapping bedeutet, in Ihrem eigenen Tempo zu wachsen und sich eher auf Einnahmen als auf Investoren zu verlassen. Risikokapital hingegen bietet eine schnelle Finanzierung, ist jedoch mit Erwartungen hinsichtlich einer raschen Skalierung und einem späteren Ausstieg verbunden.

Ihre Entscheidung wird sich darauf auswirken, wie Sie Ihr Unternehmen aufbauen, skalieren und führen. Lassen Sie uns einen Blick auf die wichtigsten Unterschiede werfen und herausfinden, welcher Weg am besten zu Ihrem Start-up passt.

Was bedeutet Bootstrapping?

Bootstrapping bedeutet, dass Sie Ihr Start-up mit persönlichen Ersparnissen, reinvestierten Gewinnen oder kleineren Darlehen aufbauen, ohne Finanzmittel von Investoren. Viele Gründer, darunter auch ich, lieben Bootstrapping, weil es ihnen die volle Kontrolle über das Unternehmen und mehr Freiheit bei Entscheidungen ermöglicht.

Bootstrapping bedeutet jedoch auch, dass Sie durch Ihre finanziellen Ressourcen eingeschränkt sind, sodass Ihr Wachstum möglicherweise langsamer verläuft und Sie in schwierigen Zeiten unter Umständen sogar ums Überleben kämpfen müssen.

Vorteile von Bootstrapping:

  • Sie haben die Kontrolle über alles: Jede Entscheidung, von der Produktentwicklung bis zur Marktstrategie, liegt bei Ihnen. Es gibt keinen Vorstand und keine Investoren, die auf schnelleres Wachstum oder strategische Kursänderungen drängen.
  • Nachhaltiges, langfristiges Wachstum: Bootstrapped-Unternehmen finanzieren ihre Expansion aus eigenen Gewinnen. Deshalb wachsen sie in der Regel vorsichtiger, was langfristig zu einem gesünderen und widerstandsfähigeren Unternehmen führen kann.
  • Behalten Sie Ihr gesamtes Eigenkapital: Als Bootstrapping-Gründer müssen Sie keine Anteile an Ihrem Unternehmen abgeben, was bedeutet, dass Sie das vollständige Eigentumsrecht und die damit verbundenen Gewinne behalten.

Nachteile von Bootstrapping:

  • Begrenzte finanzielle Ressourcen: Sie müssen bei der Verwaltung Ihres Cashflows äusserst vorsichtig und kreativ vorgehen.
  • Langsameres Wachstum: Ohne externe Finanzierung kann es viel länger dauern, zu expandieren, wichtige Mitarbeiter einzustellen oder in Marketing und Produktentwicklung zu investieren.
  • Hohes persönliches Risiko: Bootstrapping bedeutet, dass Sie häufig Ihr eigenes Geld oder persönliche Kredite zur Finanzierung des Unternehmens einsetzen, was riskant sein kann, wenn die Dinge nicht wie geplant laufen.

Was ist Risikokapital?

Risikokapital hingegen ist eine externe Finanzierung durch Investoren, in der Regel im Austausch gegen Anteile (Eigentumsrechte) an Ihrem Unternehmen.

Der Reiz von Risikokapital liegt auf der Hand: Sie erhalten eine Menge Geld, mit dem Sie viel schneller wachsen können. Auf der anderen Seite geben Sie einen Teil Ihrer Eigentumsrechte und Ihrer Entscheidungsgewalt auf.

Vorteile von Risikokapital:

  • Schnelleres Wachstumspotenzial: Mit mehr Geld können Sie Top-Talente einstellen, stark in Marketing investieren und viel schneller in neue Märkte expandieren.
  • Zugang zu Netzwerken und Fachwissen: Viele Risikokapitalgeber können Sie mit Branchenexperten, potenziellen Kunden und anderen Unternehmern in Kontakt bringen, die Ihnen bei Ihrem Wachstum helfen können.
  • Das Risiko wird geteilt: Anstatt Ihr gesamtes eigenes Geld zu riskieren, übernehmen Risikokapitalgeber einen Teil des Risikos.

Nachteile von Risikokapital:

Sie geben die Kontrolle ab: Investoren haben Mitspracherecht bei Ihrer Strategie, was oft bedeutet, dass der Fokus eher auf schnellem Wachstum und einem späteren Ausstieg (z. B. durch einen Börsengang oder eine Übernahme) liegt als auf langfristiger Nachhaltigkeit.

  • Druck, schnell zu wachsen: VCs wollen schnelle Ergebnisse sehen. Der Druck, bestimmte Meilensteine zu erreichen oder schnell zu wachsen, kann zu stressigen Entscheidungen und möglichen Abkürzungen führen, die dem Unternehmen langfristig schaden können.
  • Verwässerung der Eigentumsverhältnisse: Je mehr Geld Sie beschaffen, desto mehr Anteile geben Sie ab, was bedeutet, dass Ihr Anteil am Unternehmen mit der Zeit schrumpft.
  • Zeitaufwändiger Prozess: Die Kapitalbeschaffung kann einen Grossteil der Zeit des Managementteams in Anspruch nehmen. Sie müssen sich auf die Vorbereitung von Dokumenten, Pitch-Decks und Investorengesprächen konzentrieren, anstatt an der Produktentwicklung und -skalierung zu arbeiten. Diese Opportunitätskosten können Ihren operativen Fortschritt verlangsamen.
Bootstraping vs Venture Capital Table

Entscheidungsfindung: Zeitpunkt und Strategie

Bei der Entscheidung zwischen Bootstrapping und Risikokapital geht es nicht nur um Vor- und Nachteile, sondern auch um den richtigen Zeitpunkt, die Marktbedingungen und Ihre Vision für das Unternehmen. Der Schlüssel liegt darin, zu verstehen, wann welcher Ansatz sinnvoll ist und wie externe Faktoren Ihre Entscheidung beeinflussen.

1. Markt und Wettbewerb: Befinden Sie sich in einem Wettlauf?

Wenn Ihre Konkurrenten schnell vorankommen und bereits expandieren, können Sie es sich möglicherweise nicht leisten, langsam vorzugehen. In diesem Fall könnte Risikokapital Ihre einzige Option sein, um Schritt zu halten und das Rennen zu gewinnen. Wenn sich der Markt hingegen noch in der Entwicklung befindet und Sie Zeit haben, Ihre Basis aufzubauen, könnten Sie mit Bootstrapping in einem überschaubareren Tempo wachsen.

2. Geschäftsmodell: Was erfordert Ihre Branche?

Wenn Sie in einer kapitalintensiven Branche tätig sind – wie beispielsweise Hardware, Fertigung oder Medizintechnik – ist aufgrund der hohen Vorlaufkosten wahrscheinlich Risikokapital erforderlich. Wenn Sie jedoch in der Software- oder Dienstleistungsbranche tätig sind, in der Sie frühzeitig Geld verdienen können, könnte Bootstrapping gut funktionieren.

3. Vision und Ziele: Was möchten Sie aufbauen?

Wenn Sie einen Börsengang anstreben oder das grösste Unternehmen der Welt werden möchten, dann könnte Venture Capital die richtige Wahl sein. Wenn Sie sich jedoch mehr darauf konzentrieren, ein Unternehmen aufzubauen, das Ihrem Traum entspricht oder Ihren Werten treu bleibt – wie Nachhaltigkeit oder soziale Verantwortung –, dann ist Bootstrapping möglicherweise die bessere Wahl. Es gibt Ihnen die Zeit und den Raum, um sicherzustellen, dass Ihr Unternehmen Ihre Überzeugungen widerspiegelt.

4. Timing: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Geld zu beschaffen?

Indem Sie so lange wie möglich Bootstrapping betreiben, können Sie Ihr Produkt und Ihr Geschäftsmodell unter Beweis stellen, was Ihnen Vorteile verschafft, wenn Sie schliesslich Investoren ansprechen, und Ihnen mehr Eigenkapital sichert. Sie sollten nur dann Geld beschaffen, wenn Sie sicher sind, dass zusätzliches Kapital Ihnen beim Wachstum hilft. Ich sage oft: „Bootstrappen Sie, solange Sie Fortschritte sehen.“ Wenn Sie den Punkt erreichen, an dem nur noch Kapital Sie daran hindert, schneller zu wachsen, dann ist VC definitiv sinnvoll.

Mein Rat? Halten Sie Ihren Proof of Concept oder MVP so einfach wie möglich. Versuchen Sie, kreative Wege zu finden, um Ihr Produkt zu testen, damit Sie kein Geld beschaffen müssen, bevor Sie wissen, dass es funktioniert. Sobald Sie sicher sind, dass Ihr Produkt Anklang findet, ist es der richtige Zeitpunkt, um externe Finanzierung zu suchen. Dieser Ansatz hilft Ihnen, mehr Kontrolle zu behalten und weniger Anteile abzugeben, wenn es an der Zeit ist, Kapital zu beschaffen.

Abschliessende Gedanken

Bootstrapping gibt Ihnen Kontrolle und Freiheit, aber das Wachstum ist langsamer. Risikokapital liefert den Treibstoff für schnelles Wachstum, aber es gibt mehr Druck von Investoren, was Sie dazu bringen kann, Entscheidungen zu treffen, die Sie ursprünglich nicht geplant hatten.

Die Wahl zwischen Bootstrapping und Risikokapital ist nicht einfach, und jede Option bringt ihre eigenen Frustrationen mit sich.

Beide Wege sind gültig, und keiner ist besser als der andere – es hängt nur von Ihren Zielen, den individuellen Bedürfnissen Ihres Unternehmens, dem Zeitpunkt und Ihren Prioritäten ab.

Solange Sie Ihren Grundwerten treu bleiben und Ihr Produkt, Ihren Markt und Ihre Konkurrenz genau im Auge behalten, werden Sie wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um einen Gang höher zu schalten und externe Finanzmittel zu suchen.

Sie sind sich noch nicht sicher, welcher Weg für Ihr Start-up der richtige ist? Kontaktieren Sie uns noch heute und lassen Sie uns besprechen, wie wir Sie auf Ihrem Wachstumskurs unterstützen können!

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